Mit der aktuellen Legalisierung von Cannabis in Deutschland entsteht eine neue, oft unterschätzte Gefahr für unsere Haustiere – vor allem für Hunde. In Tierarztpraxen häufen sich die Fälle von Vergiftungen durch Cannabis, bei denen Hunde nach Spaziergängen oder durch unabsichtlichen Kontakt zu Hause Symptome zeigen, die eine tiermedizinische Notfallbehandlung erfordern.
Dieser Beitrag basiert auf einem aktuellen, realen Fall in Deutschland und erklärt, worauf du als Tierhalter*in jetzt besonders achten solltest.
Wie gelangen Hunde überhaupt an Cannabis?
Die Exposition kann auf verschiedene Arten passieren:
- Aufnahme von Zigarettenresten, Edibles oder Cannabisprodukten auf Spaziergängen
- Inhalation in geschlossenen Räumen (Passivrauchen)
- Fressen von kontaminierten menschlichen Ausscheidungen (leider häufiger als man denkt)
Hunde sind extrem empfindlich gegenüber THC (Tetrahydrocannabinol) – schon kleine Mengen können starke neurologische und metabolische Effekte auslösen.
⚠️ THC ist nicht gleich CBD: Wichtiger Unterschied

Die hier beschriebene Vergiftung betrifft THC-haltige Cannabisprodukte, wie sie zum Freizeitgebrauch konsumiert werden – nicht medizinische CBD-Öle, die speziell für Hunde entwickelt und in niedriger, kontrollierter Dosierung eingesetzt werden.
CBD (Cannabidiol) wird bei Hunden z. B. unterstützend bei Arthrose, chronischen Schmerzen oder Stress verwendet – aber THC (Tetrahydrocannabinol) wirkt psychoaktiv und ist für Hunde hochgiftig.
Verwechsle diese beiden Substanzen nicht – die versehentliche Aufnahme von THC kann eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellen.
Symptome: Wie erkenne ich eine Cannabisvergiftung beim Hund?
Im oben genannten Fall zeigte der Hund kurz nach einem Spaziergang folgende Symptome:
Solche Symptome treten meist 30 Minuten bis 2 Stunden nach der Aufnahme auf und können bis zu 36 Stunden andauern. Besonders gefährlich: Der Zustand kann sich rasch verschlechtern.
Was passiert im Körper des Hundes?
THC bindet sich an sogenannte Cannabinoid-Rezeptoren (CB1) im zentralen Nervensystem des Hundes. Das beeinflusst:
- Motorik und Gleichgewicht
- Körpertemperatur-Regulation
- Herzfrequenz
- Bewusstsein und Wahrnehmung
Weitere mögliche Symptome laut veterinärmedizinischer Literatur:
- Bradykardie (langsamer Herzschlag)
- Sedierung oder Umherirren ohne Orientierung
- Koma in schweren Fällen
- Erhöhtes Risiko bei kleinen Hunderassen und jungen Tieren

Was tun bei Verdacht?
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Hund mit Cannabis in Kontakt gekommen ist:
- Sofort tierärztliche Hilfe aufsuchen – nicht abwarten!
- Ehrlich sein – dein Tierarzt braucht die Info, um deinem Tier zu helfen.
- Keine Hausmittel anwenden – Milch geben oder Erbrechen auslösen kann kontraproduktiv sein.
Die Behandlung besteht meist aus:
- Stabilisierung der Körperfunktionen
- Infusionen und Glukosegabe
- Temperaturüberwachung und ggf. Wärmetherapie
- Symptomatische neurologische Betreuung
Prävention: Wie kann ich meinen Hund schützen?
In Zeiten der Legalisierung ist Aufklärung und Vorsicht entscheidend:
- Lagere Cannabisprodukte sicher und unerreichbar für Tiere
- Vermeide das Rauchen in Gegenwart deines Haustieres
- Halte beim Spazierengehen Augen und Leine offen – viele Reste liegen achtlos auf dem Boden
- Informiere Familie, Freunde, Hundesitter*innen und alle, die dein Tier betreuen
Fazit: Verantwortung in der neuen Realität
Die Legalisierung von Cannabis bringt neue Herausforderungen für Hundehalter*innen mit sich. Was für den Menschen harmlos erscheint, kann für Hunde lebensbedrohlich sein. Sei wachsam, handle schnell – und informiere dich gut. Dein Wissen kann im Ernstfall den Unterschied machen.